
Vom 14. bis zum 16. September 2025 trafen sich die Mitglieder der REUNION Marine zu ihrer 47. Reunion in Flensburg-Mürwik. Das Programm begeisterte die Teilnehmer, Dank der Organisation von Seiten der Marineschule Mürwik, des Marinekommandos, der Stammbesatzung der GORCH FOCK und der Geschäftsstelle der REUNION Marine. Das Motto dieser Reunion hätte auch heißen können: „Meer geht nicht“.
Angereist waren die Mitglieder der REUNION Marine zu ihrer 47. Reunion aus ganz Deutschland. Bevor man sich am Vorabend in der Hansen-Brauerei in Flensburg traf, nutzen viele Mitglieder die Gelegenheit die Marineschule Mürwik zu besuchen, denn am 14. September 2025 öffnete die MSM im Rahmen des bundesweiten „Tag des offenen Denkmals“ ihre Tore. Wer wollte, machte die „Biege auf der Förde“ mit einem Verkehrsboot der Marine. Malerisch war der Anblick des Roten Schlosses am Meer mit der GORCH FOCK von der Wasserseite.

Am Morgen des 15. Septembers trafen sich dann die ehemaligen Teilnehmer von „Dienstlichen Veranstaltungen zur Information der Deutschen Marine für zivile Führungskräfte“ (InfoDVag) zu ihrer Mitgliederversammlung und ihrem Sprechertreffen in der Aula der Marineschule, dem wohl berühmtesten Raum in der Geschichte aller deutscher Marinen. Zunächst begrüßte der Vorsitzende der REUNION Marine, Dr. Hans-Dieter Ehrenberg, die Teilnehmer. Es folgten die Berichte des Vorstandes und der Beiratsmitglieder, unter anderem über die Strategie-Update-Konferenz, die Mitgliederentwicklung, das Alumni-Projekt des Marinekommandos, die „Rückholaktion“ von 75 Jahre verschollen geglaubtem Mobiliar der Erstausstattung der Marineschule.

11:00 Uhr stand die Begrüßung durch den Schulkommandeur der Marineschule Mürwik, Flottillenadmiral Jens Grimm, auf dem Programm. Er betonte die Bedeutung eines Lebens in Frieden und Freiheit und, dass man die Botschaften in Bezug auf die heutige politisch-militärische Lage auch in der Gesellschaft ehrlich kommunizieren und ansprechen müsse. In diesem Zusammenhang sei ihm die Zusammenarbeit mit der REUNION Marine sehr wichtig. Er bedankte sich für das Engagement der Mitglieder. Für ihn als Kommandeur sei es keine leichte Aufgabe die Marineschule zu befähigen, kriegstüchtig aufgestellt zu sein. Es bedarf Führung und Erklärung, auch wenn die jungen Soldatinnen und Soldatinnen heutzutage sehr reflektiert seien und wissen, was ihnen gegebenenfalls bevorstehen könnte. Im Anschluss berichteten einzelne Mitglieder von ihrem ehrenamtlichen Engagement aus den verschiedenen Freundeskreisen der Schiffe und Boote der Marine. Zum gemeinsamen Mittagessen ging es in den altehrwürdigen Speisesaal der Marineschule, den Remter.

Nach der Mittagspause folgte ein hoch interessanter Vortrag von Dr. Sarah Kirchberger, wissenschaftliche Direktorin und Abteilungsleiterin Strategische Entwicklung in Asien-Pazifik am Institut für Sicherheitspolitik an der Christian-Albrechtsuniversität zu Kiel. Ihr versierter Beitrag über „maritime Sicherheitsfragen in der Region Asien-Pazifik“ führte zu reger Diskussion. Grundsätzlich ging es um die bestehenden und sich verschärfenden Interessenkonflikte im Südchinesischen Meer. Es sei unwahrscheinlich, dass China mit seinen Nachbarn Kompromisse hinsichtlich seiner Territorialansprüche eingehen wird. Vielmehr wird China den Aufbau einer massiven Multi-Domain-Überwachungsinfrastruktur im Südchinesischen Meer fortsetzen, wozu verschiedene Arten von vernetzten Sensor- und Kommunikationsknoten, beginnend vom Meeresboden bis zur Luftsäule, gehören werden.
Sodann wurden die REUNIONsmitglieder für eine geführte Schulführung in zwei Gruppen aufgeteilt. Zunächst ging es Richtung Schulflügel zu einem Vortrag ins Planetarium, dann besuchte man im Hauptgebäude den neuen Aulavorraum mit der nunmehr etablierten Dauerausstellung, die den Wandel des Werteverständnisses des Marineoffizierkorps, die Ausgestaltung der Aula und die kritische Auseinandersetzung mit Geschichte und Tradition thematisiert. Wer dann noch schnell zu Fuß war, bestieg den Turm der Marineschule.

Am Nachmittag trug Fregattenkapitän Kai Richter in der Aula über ihre Geschichte und ihre Umgestaltung seit dem Jahr 2016 vor. Heute soll die Aula-Nordwand die Marine der Bundesrepublik Deutschland symbolisieren, wobei die Kommandozeichen, Flaggen und Wimpel dort für die Einsätze und Missionen der Marine seit 1956 stehen. Die Aula-Südwand stehe hingegen für die deutschen Marinen bis 1945. Heute bietet der in jeder Hinsicht eindrucksvolle Raum die Narrative deutscher Marinegeschichte. Es folgte der dritte Vortrag.

Kapitän zur See Jens Martin, Leiter Lehre und stellvertretender Schulkommandeur der Marineschule Mürwik, erläuterte das neue Ausbildungskonzept für die Offizieranwärter des Truppendienstes. Ziel sei die Herstellung individueller Verteidigungsfähigkeit, die an den Erfordernissen zukünftiger Verwendungen ausgerichtet sein soll. Die Marineschule sei ein lebendiger, maritimer Ort an dem man auf Basis von Tradition, Fortschritt und Vielfalt Menschen prägt und befähigt, Führungsverantwortung auf allen Ebenen übernehmen zu können. Kompetenzen könne man nicht vermitteln, so Kapitän Martin, vielmehr müssen sie von den Auszubildenden auf aktive Weise selbst erworben werden. In diesem Zusammenhang erläuterte er worum es sich bei der KOA, der Kompetenzorientierten Ausbildung, handelt. Interessant war die sich ergebende Diskussion, u.a. zur Sperrfachregelung. Dieser sehr informative Vortrag beendete den Tagungsteil der 47. Reunion.


Die letzten Mitglieder, die die Aula am frühen Abend Richtung Bootshafen über die Freitreppe der Marineschule verließen, schauten sich am unteren Treppenabsatz der Torbogenanlage noch einmal zur Marineschule um. Als gelungene Überraschung erschien ein Doppelregenbogen über dem Nordflügel. Der Tag endete mit einem deftigen Barbecue, organisiert von der Offizierheimgesellschaft im Bootshafen, mit Blick auf die GORCH FOCK an der Blücher-Brücke, jedoch mit einem großen Fragezeichen für die geplante Ausfahrt am darauffolgenden Tag.

Denn die Wettervorhersage für den 16. September lies aufhorchen. Man erwartete Niederschläge und Wind bis 40 Knoten. Alle wurden diesbezüglich sensibilisiert, dass es absehbar keine allzu gemütliche Überfahrt werden würde und alle Teilnehmer mit herausfordernden Bedingungen rechnen müssten. Darauf sagten Einige die Mitfahrt aus Fürsorge um sich selbst und auch aus Rücksicht auf die Besatzung, die letztlich die Fürsorge zu tragen hat, ab. Noch bis kurz vor der Einschiffung blieb die Frage der Mitfahrt offen.


Doch letztlich begrüßte der Kommandant der GORCH FOCK, Fregattenkapitän Elmar Bornkessel, die Mitglieder der REUNION Marine an Bord. Er berichtete von der Teilnahme des Segelschulschiffes an der Kieler Woche, der Sail Bremerhaven, der Sail Amsterdam und dem Ocean Race Europe, verschiedenen Einzelausfahrten, einer Familienfahrt, den Ausbildungsreisen mit Schwerpunkt der Nachwuchsgewinnung, der Fahrt nach Edinburgh, wo man die Offizieranwärter des Militärfachlichen Dienstes mit an Bord nahm, um dann zur Marineschule zu fahren, um am Tag des „Offenen Denkmals“ (das war der Vortag) Open Ship zu organisieren. 30.000 Menschen kamen in den letzten Wochen bei diesen Veranstaltungen an Bord, darunter 100 Besuchergruppen. Nach gut 195 Tagen, mit kurzer Unterbrechung, war dieser Tag mit der REUNION Marine der letzte Seetag für die Besatzung bevor es in die wohl verdiente Pause ging.
An Deck folgte die Einweisung in die Seenotrettungsmittel und Notrollen. Beim Ablegen gegen 9.30 Uhr winkten die Angehörigen der Marineschule von der Blücher-Brücke als auch vom Starterhäuschen den Glücklichen zu. Eine schöne Geste für alle Beteiligten.

Zunächst stand die Revierfahrt durch die Flensburger Förde an, bei der das Segelschulschiff nicht wirklich viel Platz nach Steuer- bzw. Backbord hatte. Insbesondere bei der „Schwiegermutter“ (die rote Fahrwassertonne 6 vor der Nordostspitze bei Holnis), wo die Bark zu beiden Seiten gerade einmal 20 bis 30 Meter Platz in der Fahrrinne hat. Letztlich lag das Schiff bis zu 12 Grad auf der Seite. Es gab herrlichen Wind, schönen Regen und auch viel Sonne.


Der Vorteil der angesagten Windstärken lag auf der Hand. Man wollte den Wind nutzen, um nach Kiel zu segeln. Jeder Gast erhielt zur Sicherheit, bei eventuell aufkommender Seekrankheit, eine biologisch abbaubare Tüte für die Hosentasche. Doch die realen Wetterbedingungen milderten das kommunizierte Erwartungsmanagement des Kommandanten. Die Fahrt wurde nicht so ruppig wie es die Wettervorhersagen voraussagten.

10:30 Uhr stand bereits die erste Schiffsführung auf dem Programm. Eine Stunde später bereits das Backen und Banken (Mittagessen). Gegen 13 Uhr waren dann die beiden Wachen zum Manöver und Segel setzen klar. Man setzte am Groß- und am Fockmast jeweils zwei Marssegel und die Vorstagsegel.
14 Uhr stand gab es eine erneute Möglichkeit zur Schiffsführung. Einige durften ebenso den Maschinenraum des Segelschulschiffes besuchen. Jeder unterhielt sich mit jedem und auch in der Segelmacherei wurden viele Fragen von den Gästen gestellt und beantwortet.


Gegen 15 Uhr wurden die Segel als auch der Stander der REUNION Marine wieder eingeholt. Es folgte die Revierfahrt durch die Kieler Förde. Beim Passieren des Marine-Ehrenmals Laboe, 16.17 Uhr, erfolgte traditionell für ein Marineschiff die „Ehrerweisung Front“. Gegen 17.30 Uhr lief die GORCH FOCK in den Marinestützpunkt Kiel-Wik, in ihren Heimathafen ein.

Am Großmast versammelten sich alle gegen 18 Uhr und Kapitän Bornkessel verabschiedete die Mitfahrer, die sich stellvertretend durch ihren Vorsitzenden herzlich für die Mitfahrt und Fürsorge(n) bedankten. Leutnant zur See Veronica Scholz setzte als „Poesiematrosin“ mit ihrem vorgetragenen Gedicht „Dein Anker“ auf dem Hauptdeck für alle einen kulturellen Schlusspunkt.
Für die Mitglieder der REUNION Marine ging es per Bus-Transfer zurück zur Marineschule Mürwik bzw. nach Flensburg. Zwei sehr ereignisreiche Tage endeten mit vielen Gesprächen und Plänen für die 48. Reunion.
Im kommenden Jahr wird die GORCH FOCK dann an den Feierlichkeiten des 250. Geburtstages der USA teilnehmen. Man plant verschiedene Häfen zu besuchen. Ziel ist es am 4. Juli 2026, am Independence Day, mit der GORCH FOCK in New York einzulaufen. Das Segelschulschiff der Deutschen Marine wird dann Teil der großen Schiffsparade zum Höhepunkt der ganzjährigen Feierlichkeiten sein.
Geplant ist auch eine „Five Sisters-Trophy“, das heißt eine Regatta, an der die GORCH FOCK und alle ihre noch fahrenden Schwesterschiffe teilnehmen werden. Dazu, so Kapitän Bornkessel, versuche man alle Windjammer einmal gemeinsam unter Vollzeug laufen zu lassen, bevor es an den Start gehen wird… Bei der letzten „Five Sisters-Trophy“ im Jahr 1976!, zum 200. Geburtstag der USA, gewann die GORCH FOCK den Wanderpokal.

Im Herbst wird es dann zurück durch den Nordatlantik nach Europa gehen. Der Seetag der Mitglieder der REUNION Marine auf der GORCH FOCK versprach dafür wettertechnisch eine ähnliche Lage.
Dem Kommandanten, seiner Stammbesatzung und den Offizieranwärtern wünschen die Mitglieder der REUNION Marine für die anstehende Auslandsausbildungsreise eine erfolgreiche Ausbildungsfahrt, interessante Begegnungen in Übersee und unvergessene Aufenthalte in vielen Häfen der Welt. Mögen sie als unsere „Botschafter in Blau“ die vier Schwesterschiffe der GORCH FOCK – am liebsten unter Vollzeug – von New York auf dem Weg nach Bosten – herzlich maritim von ihnen grüßen.
Text: Jenny May-Barg.